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Scheherazades Liebeslist
Der Friedrichstadtpalast mit seiner neuen Revue "Wunderbar - die 2002. Nacht" feiert heute Abend Premiere
Zitat aus der 'MOZ' (01.03.2002) - Von michael-peter jachmann
 

Berlin. Wer kennt sie nicht, die Märchen aus tausend und einer Nacht. Scheherazade wendet eine List an und erzählt dem Sultan Märchen, um zum einen dessen Liebe zu gewinnen und zum anderen dem Schicksal ihrer Vorgängerinnen zu entgehen, die kopflos endeten. Tatsächlich zog sie den Herrscher in ihren Bann. Das zeigt die neueste Revue "Wunderbar - die 2002. Nacht" im Friedrichstadtpalast. Scheherazade und der Sultan feiern tatsächlich Hochzeit, doch wie im richtigen Leben geht nicht gleich immer alles glatt. Dinarsade, die Schwester der Scheherazade, und des Sultans Großwesir kommen ins Spiel mit ihren Gefühlen - eine Vierecksgeschichte entspinnt sich. Doch der Sultan merkt sehr schnell, dass ihm Scheherazade fehlt, und er macht sich auf die Suche nach ihr, bis er in der Gegenwart ankommt und die Märchenwelt wieder in Ordnung bringt.

Die Revue führt auf eine Reise zunächst durch Motive der Märchen aus 1001 Nacht und endet in den Träumen des Sultans, die üin in unsere Zeit versetzen. Die Musik für die "Wunderbar"-Revue hat Thomas Natschinski, der seit 1988 an mehreren Palastinszenierungen mitarbeitete, geschrieben. Dazu hat er sich intensiv mit orientalischer Musik beschäftigt. Doch mit der Entfaltung der Konflikte und der Entfernung aus dem Orient wird die Musik europäischer, poppiger, manchmal sogar dissonant, wo es die Handlung verlangt. Die Musik steht in dieser Revue für vieles, denn gesprochene Dialoge gibt es nicht, Gesang und Tanz allein drücken die Handlung aus.

Der Griff in den Orient verlangte für die Revue eine besonders lange Vorbereitungsphase, die Idee entstand bereits 1999. Als Palast-Intendant Alexander Iljinskij und Regisseur Jürgen Nass das Grüne Gewölbe in Dresden besuchten, sprang ihnen die Tischarbeit "Thron des Großmoguls" von Dinglinger ins Auge. Das Bild faszinierte sie, der Gedanke war sofort da - daraus könnte man doch etwas machen. Und der Schritt vom Orient zu 1001 Nacht ist nicht weit. Die Grundidee war geboren, die beiden holten Thomas Natschinski ins Boot, der das Thema musikalisch umsetzen sollte. Damals lief noch die Show , .Elements", die später so erfolgreiche "Berlin-Revue befand sich gerade in der Vorbereitung. Weit über 100 Sängerinnen und Sänger wurden an mehreren Tagen gehört, bis letztlich die Besetzungen für die vier Hauptrollen feststanden: Susann Malinowski in der Rolle der Scheherazade, lsabel Dörfler als deren Schwester Dinarsade (alternierend Katja Brauneis), Karim Khawatmi als Sultan und Christian Venzke als Wesir, des Sultans Freund und Vertrauter. Sie mussten nicht nur singen, sondern auch tanzen können. Als Musical-Darsteller brachten alle fünf die Voraussetzungen mit, um ausgewählt zu werden.

Besonders harte Zeiten brachen mit der Vorbereitung auf das neue Projekt für das Ballett an, das neben der Berlin-Revue weitere Abendprogramme probte und aufführte. Und all das zusätzlich zur aufwendigen, neuen Produktion. Für die insgesamt 70 Mitwirkenden waren etwa 900 Kostüme anzufertigen. Der Großteil ist in der hauseigenen Schneiderei hergestellt worden. Vom Bühnenbild wurde auch nur ein ganz geringer Teil der Arbeiten von Firmen außerhalb des Friedrichstadtpalastes erledigt. Diese enormen Investitionen müssen wieder eingespielt werden, und die Revue soll deshalb eine Weile auf dem Spielplan bleiben. Derzeit ist geplant; sie bis zum. 5. Juli 2003 laufen zu lassen, 250 bis 300 Aufführungen. Doch ein Flop scheint mit Blick auf vorangegangene Revuen beinahe ausgeschlossen. Seit Alexander Iljinskij das von seinem Vorgänger an den Rand des Abgrunds gebrachte Haus als Intendant übernommen hat, ist das Publikum wieder zurückgekehrt und hat bislang jede Neuproduktion des Hauses zum Erfolg werden lassen. Premiere ist heute Abend.


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